Der Traum Plan B Text: Vanessa Schneider  I  Fotos: Richard Kienberger Das Licht ist gedämpft, die Leinwand schimmert schwarz. Ros Gilman macht es sich auf seinem roten Sessel im leeren Kinosaal gemütlich. Er schlägt die Beine übereinander und blickt auf die Stuhlreihen: Später nehmen hier wieder Kinder, Freunde und Pärchen Platz. Es wird süßlich nach Popcorn duften. Die Besucher wollen unterhalten und in eine andere Welt entführt werden. Sie wollen mitfiebern und sich freuen. Ros Gilman lässt seinen Blick zur dunklen Leinwand gleiten. Es ist ungewöhnlich still im Kino. Dieser Saal schreit nach Bildern. Nach Emotionen. Nach Musik. Was wären Stars Wars, Harry Potter oder Indiana Jones ohne die unverwechselbaren Melodien? Die Klänge des Komponisten John Williams vervollständigen die berühmten Geschichten. Gilman bewundert die Arbeit von John Williams. Er ist sein Vorbild, denn auch Ros ist einer dieser Menschen, der durch seine Musik Emotionen in Filme bringt. Bislang war noch…Continue Reading
Das richtige Dirndl macht jede Frau schöner! Text: Nora Kammerl  I  Fotos: Richard Kienberger Dass ihr Vintage-Dirndl-Laden FranzXaver heißen würde, war Patricia Reichensdörfer sofort klar. Es handelt sich um den Vornamen ihres schon früh verstorbenen Vaters. „Mein Papa war einfach die bayerischste Person, die ich kenne!“ Franz-Xaver Kraus war Metzger, bevor er umsattelte und in Pfaffenhofen eine Fahrschule eröffnete. Die alten Gewohnheiten behielt er allerdings auch als Fahrlehrer bei: „Bei uns kam sogar in die Nudelsuppe Gelbwurst“, erinnert sich Patricia amüsiert. „Der Papa war immer sehr lustig und gemütlich.“ Im Kraus’schen Elternhaus ging es traditionell zu. Die Familie wohnte in einem nach altem Vorbild ausgestatteten Bauernhaus. „Als Kind fand ich das alte Graffel furchtbar. Ich wollte immer wie meine Freunde in einem ganz normalen, modernen Haus wohnen.“ Auch mit der traditionellen Tracht konnte sie als Jugendliche nicht viel anfangen, obwohl ihre Mutter eine Sammlung von besonders schönen Stücken im Schrank…Continue Reading
HK ungelöst Interview: Nora Kammerl und Richard Kienberger Fotos: Richard Kienberger Mathias Petry schreibt Romane, die in der beschaulichen Kulisse seiner Heimat am westlichen Rand des Landkreises spielen und teilweise hinüberschwappen in den Nachbarlandkreis, in dem Petry als verantwortlicher Redakteur der Heimatzeitung einem ehrenwerten Brotberuf nachgeht. Trotz „La Corona“, „Aphrodite“ oder „Taj Mahal“ wäre ein echtes bayerisches Wirtshaus also der idealtypische Rahmen für ein Gespräch mit dem Literaten über Hudlhub, Hinterkaifeck und die Musik, die Petry mit großer Leidenschaft betreibt. Leider hat der Metzgerbräu am Tag der Deutschen Einheit, für den wir uns nachmittags um vier verabredet haben, geschlossen. Aber warum sollte in Hohenwart nicht funktionieren, was in Wien zur urbanen Folklore gehört: Dort trifft man die Literaten ja auch im Kaffeehaus, wo sie gerüchteweise sogar viele Stunden verbringen und auf das Eintreffen von Fantasie und Kreativität warten. Hülya Aktas, die das Marktplatzbistro „Eurasia“ betreibt, hat für uns die vorgesehene…Continue Reading
Gefühl und Härte Text und Fotos: Richard Kienberger Am beeindruckendsten ist der Torwart. Angetan mit einer dicken Rüstung, die an mittelalterliche Ritter erinnert, fetzt er über das Eis. Wobei die Ritter sicher weitaus weniger beweglich waren. Dicke Polster schützen die Schienbeine, aufgeplusterte Handschuhe die Hände, der Helm ist nicht nur wie üblich vergittert, sondern verfügt zudem über einen speziellen integrierten Kinnschutz. Erst als „der“ Torwart während des Trainings ganz nah an der Bande vorbeifetzt, erkennt man den Irrtum: Es ist ein Mädchen, das sich unter dem massiven Schutzpanzer verbirgt und immer wieder unerschrocken dem Puck entgegenwirft. Eiszeit in Pfaffenhofen: Aber diesmal sind es nicht die großkalibrigen Ice Hogs, die im Sportzentrum der Kreisstadt trainieren, sondern der Nachwuchs. Ein paar ganz kleine Jungen und Mädchen sind dabei, die fast zwischen Schlittschuhen und Helm zu verschwinden scheinen, dazu viele Jugendliche, die offenbar beizeiten gelernt haben, sich auf Schlittschuhen zu bewegen. Sehr souverän…Continue Reading
Wegkreuze und Marterl Text und Fotos: Richard Kienberger Die Bundesstraße 300 gehört im Ab­schnitt zwischen Langenbruck und der Landkreisgrenze westlich von Hohenwart sicher zu den meistbefahrenen Strecken im Kreis, sieht man einmal von den Autobahnen ab. Tausende Fahrzeuge passieren den Streckenabschnitt jeden Tag. Wie viele der Auto- oder Lastwagenfahrer mögen wohl das Feldkreuz wahrnehmen, das kurz vor dem Abzweig nach Pörnbach und Pfaffenhofen unmittelbar neben der Fahrbahn in Richtung Schrobenhausen steht? Wie bewusst sehen wir noch die zahlreichen Kreuze, die in unserer Heimat zwischen Feldern, an Rainen und Waldrändern als Hofkreuze auf Bauernhöfen oder mitunter majestätisch mitten in einer Wiese stehen? Es gibt sicher Kreuze, an denen wir schon hundert Mal vorbeigegangen sind und die wir trotzdem nicht detailliert beschreiben könnten. Dabei sind Feldkreuze ein geradezu unerschöpflich vielseitiges Thema, denn kaum eines gleicht dem anderen. Sie können aus Holz oder Metall gefertigt sein. Steinkreuze findet man in unserer Gegend eher…Continue Reading
Dahoam und furt Text: Christian Missy Exklusiv und nur auf www.quer19.de Ich habe in Bamberg studiert. Rund 2 Fahrtstunden mit dem Auto vom Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm entfernt. Meine Freunde in Bamberg kamen aus Bielefeld, Köln, Celle und Trier. Das Studium ist für sehr viele junge Erwachsene ein komplett neuer Lebensabschnitt. Mehr Eigenständigkeit und Selbstständigkeit, man kann sich mehr oder weniger aussuchen, ob man in die Vorlesung geht oder nicht und man stellt sich seinen Stundenplan selbst zusammen. Auffällig ist dennoch, dass es von meinen ehemaligen Schulkollegen nach dem Abitur nur wenige aus Bayern weggezogen hat. Klar, manche studieren jetzt in Berlin, andere in Tübingen – doch die große Masse hat sich dann doch für München oder Regensburg entschieden. Und dass, obwohl in den ersten Semestern unseres Studienlebens Bayern eines der wenigen Bundesländer mit Studiengebühren war. Der Grund dafür könnte relativ einfach sein: Man muss schlicht nicht wegziehen. In…Continue Reading
Weiße Pracht Text und Fotos: Richard Kienberger Es wäre einmal interessant zu erfahren, in welchem Umfang die wintersportbegeisterten Landkreisbürger zu den Umsätzen der weißen Tourismusindustrie beitragen. In Summe dürfte da ein stattlicher Betrag herauskommen. Weil aber die Bandbreite zwischen organisiertem Wintertourismus, privaten Schneeferien oder dem schnellen Wochenendtrip zu irgendeinem Skilift ein weites Feld ist, lässt sich darüber keine fundierte Aussage machen. Fest steht nur so viel: Der Wintersport hat eine große Tradition im Landkreis. Ohne spekulieren zu müssen, lässt sich das zum Beispiel an den Busflotten erkennen, die an Winterwochenenden begeisterte Ski- und Snowboardfahrer in ihre bevorzugten Reviere in den Alpen bringen. Die Pfaffenhofener Naturfreunde, die seit Jahrzehnten Skikurse und -fahrten für ihre Mitglieder und andere Interessenten anbieten, rechnen wieder mit einem Schnitt von 400 Gästen an jedem der vier Kurs-Wochenenden – es ist immer wieder eine logistische Herausforderung, die dafür benötigte Busflotte effizient und entsprechend den Wünschen der Wintersportler…Continue Reading
Alles läuft Text: Florian Festl | Fotos: Richard Kienberger Sebastian Grabmair schaut nach, ob alles läuft. Und die Ilm enttäuscht ihn nicht, so wie sie ihn in 76 Jahren noch nie enttäuscht hat. Sie schiebt auch jetzt neues Wasser durch die Turbine am Sägewerk. Der ganze Fluss stürzt nach kurzem Stau drei Meter tief, zwängt sich dröhnend durch einen Stahlmantel, lässt darin Schaufeln rotieren und seine Energie in die Lichtmaschine fahren, die unter ständigem Rattern Strom freisetzt, der die Säge am Laufen hält. Mal führt der Fluss 1.700 Liter Wasser in der Se­kunde, und wenn es länger nicht regnet, vielleicht noch 1.400 Liter. Jedenfalls kommt immer genug nach; die Ilm speisen Seitenarme und verlässliche Quellen. „Sie ist sehr konstant“, sagt Grabmair anerkennend, als wäre die Ilm eine gute alte Bekannte. Wenn etwas weiterläuft, täglich, pausenlos, ohne abnorme Ausschläge und mit der Aussicht, dass es so bleiben wird, behagt es ihm…Continue Reading
Der gute Hirte
Der gute Hirte Text: Richard Kienberger | Fotos: Richard Kienberger und Lena Drexler Etwas überraschend kommt an diesem Sonntag in einem Winter, der kein richtiger Winter sein will, der Schnee. Nicht viel, aber viel genug, um die Landschaft zwischen Pörnbach, Puch, Reichertshofen und Freinhausen mit einem weißen Teppich zu überziehen. Das Licht und die Farben verschwinden mit dem Schnee und den tiefen, schweren Wolken. Häuser, Bäume und Menschen passen sich über Nacht dem Grau des Himmels an. Nur den blattlosen Birken ist die Veränderung kaum anzumerken, sie stehen im Winterhalbjahr so oder so schwarz-weiß an den schmalen Bachläufen und Wassergräben im Paartal. Otto Aucktor nimmt den Wetterumschwung mit dem Achselzucken eines Menschen zur Kenntnis, der es gewohnt ist, mit der Natur zu leben. Mit ihren Launen, dem Wechsel der Jahreszeiten, dem unberechenbaren Wetter, über das man schimpfen und dem man sich vielleicht anpassen, das man aber nicht ändern kann. Aucktor…Continue Reading
Grempel
Scharf, schärfer, Krempels Text: Richard Kienberger | Fotos: Richard Kienberger Es gibt Menschen, die ernsthaft der Meinung sind, Scheren könne man mit einem simplen Schleifband schärfen. Samuel Grempels bereitet es erkennbar fast körperliche Schmerzen, wenn er davon erzählt. Übrigens: Samuel Grempels steht allenfalls im Mietvertrag, auf der Stromrechnung oder im Führerschein. Für seine Frau, Freunde und die meisten Kunden heißt der Schleifer kurz und bündig Sami, so ist es ihm am liebsten. Für ihn ist das ein Kunstfehler, eine Schlamperei, ein fast schon verächtlicher Umgang mit einem genial einfachen und effizienten Werkzeug. Scheren schleifen ist eine Kunst, und spätestens wenn man Sami beim fachgerechten Scharfmachen einer Schere beobachtet hat, begreift man den Unterschied. Der Scheyerer hat das Schleifen zu seiner Passion gemacht. Und er gehört zu den Handwerkern, denen im Zweifelsfall die Schönheit einer perfekten Arbeit wichtiger ist als der Stundenlohn, den die Kunden am Ende dafür zu bezahlen haben.…Continue Reading