Heimische Superfoods Text: Alicia Testera | Fotos: Richard Kienberger Der Magen knurrt und im Kühlschrank herrscht mal wieder gähnende Leere – da hilft nur noch der Gang zum Supermarkt, um den wöchentlichen Lebensmitteleinkauf hinter sich zu bringen. Für viele kein wertvolles Privileg, sondern eher wiederkehrendes Laster, obwohl das Sortiment in deutschen Supermärkten keine Wünsche offen lässt. Das Angebot bietet ein breites Spektrum an exotischen Früchten aus der ganzen Welt und zu jeder Jahreszeit. Diese Vielfalt ist ein Geschenk und doch versperrt sie uns manchmal die Sicht, um die wertvollen essbaren Lebensmittel in unserer nahen Umgebung zu erkennen. Stattdessen wird heute gefühlt jede Woche ein neuer Begriff wie Paleo, Superfood oder Soulfood auf die Lebensmittelverpackungen gedruckt. Vor ein paar Jahren schwappte der Trend aus den USA zu uns herüber und kurbelt seitdem den Verkauf von Chiasamen, Goji-Beeren & Co. ordentlich an. Genau betrachtet liegen diese modernen Ernährungsweisen gar nicht weit von…Continue Reading
841 Pfeifen Text und Fotos: Richard Kienberger Es gibt Legenden, die zu schön sind, um wahr zu sein. Kaiser Justinus II., der von 565 bis 578 von Konstantinopel aus das oströmische Reich regiert hat, sagt man nach, wahnsinnig gewesen zu sein – und angeblich wurde das phasenweise Irresein des Regenten erfolgreich durch tage- und nächtelanges Orgelspiel bekämpft. Eine schöne Geschichte, doch die Quellenlage ist dünn und es könnte sein, dass der Wahnsinn nur üble Nachrede der vielen Intriganten war, die sich am Hofe tummelten. Was allerdings wahr und unbestritten ist, ist das Vorhandensein von Orgeln am Hof der oströmischen Kaiser, die in Byzanz beziehungsweise Konstantinopel ihren Geschäften nachgingen, wenn sie nicht gerade im Riesenreich auf Feldzügen unterwegs waren. Angesichts ihrer Komplexität kaum zu glauben, aber die Orgel ist eine uralte Erfindung, die auf den griechischen Techniker Ktesibios zurückgeht. Der erfolgreiche Bastler, der sich mit einem breiten Themenspektrum be schäftigte und…Continue Reading
Weiß-blau mit grünen Tupfern Text und Fotos: Richard Kienberger Im Januar 1980 wird die Partei „Die Grünen“ in Karlsruhe gegründet. Hervorgegangen ist die neue Partei vor allem aus der Anti-Atomkraftbewegung. 1983 ziehen die Grünen erstmals in den Bundestag ein, 1985 wird einer der ihren, der spätere Außenminister Joschka Fischer, erstmals Minister in einem Landeskabinett. Was das alles mit Pfaffenhofen zu tun hat? Der Tag, an dem dieser Text geschrieben wird, ist der Tag nach der bayerischen Landtagswahl, bei der die Grünen ein geradezu sensationelles Ergebnis eingefahren haben. Einst als sektiererische Ökospinner und unverbesserliche Utopisten verschrien, haben sich die Grünen (zumindest in Bayern heißen sie im täglichen Sprachgebrauch immer noch so, auch wenn daraus nach der Wiedervereinigung der offizielle Name „Bündnis90/Die Grünen“ geworden ist) „in die Mitte der Gesellschaft“ vorgearbeitet, wie viele Analysen nur leicht variiert konstatieren. Was sich hier in einem bemerkenswerten Wahlergebnis manifestiert hat, lässt sich aber en miniature…Continue Reading
Durch die Nacht Text: Sabrina Karmann Fotos: Markus Rist Eine neue Perspektive schadet nie, diese Weisheit zieht sich durch alle Lebensbereiche. Und nicht selten gewinnt man diese neue Perspektive durch einen Wechsel des Standorts. Von dort aus lässt sich dann das, was man hatte, aus der Distanz und einem neuen Blickwinkel betrachten. Als ich kurz nach dem Abitur Pfaffenhofen verlassen habe, um in Essen zu studieren, hätte ich ohne Zögern um größere Summen gewettet, hier nie wieder herzukommen. Zu klein kam mir die Kreisstadt damals vor, nicht groß genug für meine Ambitionen und vor allem für die Sehnsucht nach mehr. Mehr Läden, mehr Kneipen, mehr Freunde, mehr Kultur, mehr Leben. Wenn man aus einer Stadt kommt, die nahe genug bei München liegt, um dorthin für den Job pendeln zu können, aber zu weit weg, um dort abends schnell ein Bier trinken zu gehen, arrangiert man sich zwar mit dem vorhandenen…Continue Reading
Eine Reise von A nach P Text und Fotos: Richard Kienberger Tag 55 meiner Reise durch zwei Kontinente. Vor zwei Stunden habe ich Sergej Nikolaev Germanowitsch kennengelernt. Er ist der politische Würdenträger – wir würden wohl sagen: Bürgermeister – in einem russischen Dorf mit einem unaussprechlichen Namen. Pervostepanoskoije. Das liegt einige verschneite und holprige Kilometer abseits der Hauptstraße und hingekommen bin ich, weil an der M7 ein kleines Hinweisschild steht, auf dem eine Kirche abgebildet ist. Die avisierte weißgetünchte Kirche mit den blauen Zwiebeln oben auf den beiden Türmen ist natürlich geschlossen, aber dafür führt mich Sergej von der Dorfstraße in die beiden Amtsstuben im eingeschossigen Verwaltungsgebäude. Es ist der Tag nach der Präsidentenwahl, aber Sergej Nikolaev, der mit Anzug und Krawatte seltsam wirkt, weil in diesen kleinen Dörfern eigentlich nie Anzug- und Krawattenträger zu sehen sind, die dorthin gehören, muss das Bild des Präsidenten nicht austauschen. Der alte Chef…Continue Reading
Die Jägerin vom Schaibmaierhof Text: Vanessa Schneider, Fotos: Richard Kienberger Neben dem kleinen Teich steigt Stefanie die robusten Holzstufen des Hochsitzes hinauf. Die blonden langen Haare fallen lässig auf ihre Schultern, das Gewehr hängt quer vor ihrem Oberkörper. Oben auf dem Ansitz macht es sich die Jungjägerin bequem und blickt auf die Lichtung und den angrenzenden Wald östlich von Hettenshausen. Wenn die 21-Jährige Glück hat, kommen Rehe oder Wildschweine aus dem Dickicht des Waldes hervor auf diesen Platz, den sie von ihrer Kanzel aus so gut beobachten kann. Manchmal muss sie stundenlang auf die Tiere warten, an anderen Tagen dauert es nur wenige Minuten, bis die Rehe auftauchen. Hin und wieder gibt es keine Gelegenheit für einen Schuss. Dann genießt die Pfaffenhofenerin die Ruhe und die Natur an ihrem Lieblingsplatz. Er liegt nur wenige Autominuten von dem Bauernhof entfernt, der vor Jahrhunderten einmal zum Bestand des Scheyrer Klosters gehörte. Ich…Continue Reading
Der Schatz für die Urenkel Neuen Wald pflanzt man für seine Kinder Text und Fotos: Richard Kienberger Jeder Waldbesitzer kennt den uralten Spruch, der ausdrückt, worum es beim Thema Wald immer geht: um langfristiges Denken in Jahrzehnten, um einen Schatz für zukünftige Generationen, vielleicht auch um die Fähigkeit, bestimmte Entwicklungen sehr früh zu erahnen. Einem Wald sah man früher an, wie es um seine Besitzer bestellt war. Standen die Bäume viel zu licht, konnte man davon ausgehen, dass Holz benötigt wurde – entweder für einen Neubau oder um Lücken zu stopfen, die durch Missernten, schlechtes Wirtschaften, Leichtsinn, nicht selten auch durch Alkohol oder die Leidenschaft fürs Kartenspiel gerissen wurden. Ungepflegte Wälder – nicht zu verwechseln mit unbewirtschafteten Urwäldern – gab es früher weitaus seltener als heute, weil das Holz über die Jahre seine Bedeutung als billiger Rohstofflieferant für arme Bevölkerungsschichten verloren hat. Wer geht heute noch in den Wald, um herumliegende…Continue Reading
Gartenschau Fotowettbewerb Text: Richard Kienberger Die Besucherzahl übertraf die Erwartungen, die Reaktionen waren durchweg positiv und manche Pfaffenhofener konnten sich gar nicht sattsehen an ihrer Gartenschau und kamen gleich mehrmals wöchentlich. Zudem wird die Kleine Landesgartenschau in Pfaffenhofen zumindest einige Jahre lang bleibende Spuren hinterlassen, denn ein Teil des Geländes wurde nicht nur für die Dauer der Ausstellung umgebaut und hergerichtet. Bürgerpark oder die neu gestaltete Ilminsel bleiben der Kreisstadt selbstverständlich auch nach dem Ende der Gartenschau erhalten. In der Frühjahrsausgabe von Quer 19 haben wir zu einem Fotowettbewerb aufgerufen, bei dem es nicht um das große Ganze, sondern um den Blick auf Details gehen sollte. Auf dem Ausstellungsgelände wurden von den rund 330.000 Besuchern sicher unzählige Fotos geschossen, doch es gab neben den üblichen Souvenirbildern auch einige Fotografen, die das Besondere gesucht haben. Keine Frage, das Schmetterlingshaus gehörte in dieser Hinsicht zu den Favoriten. Schließlich haben wir in unseren…Continue Reading
Der Traum Plan B Text: Vanessa Schneider I Fotos: Richard Kienberger Das Licht ist gedämpft, die Leinwand schimmert schwarz. Ros Gilman macht es sich auf seinem roten Sessel im leeren Kinosaal gemütlich. Er schlägt die Beine übereinander und blickt auf die Stuhlreihen: Später nehmen hier wieder Kinder, Freunde und Pärchen Platz. Es wird süßlich nach Popcorn duften. Die Besucher wollen unterhalten und in eine andere Welt entführt werden. Sie wollen mitfiebern und sich freuen. Ros Gilman lässt seinen Blick zur dunklen Leinwand gleiten. Es ist ungewöhnlich still im Kino. Dieser Saal schreit nach Bildern. Nach Emotionen. Nach Musik. Was wären Stars Wars, Harry Potter oder Indiana Jones ohne die unverwechselbaren Melodien? Die Klänge des Komponisten John Williams vervollständigen die berühmten Geschichten. Gilman bewundert die Arbeit von John Williams. Er ist sein Vorbild, denn auch Ros ist einer dieser Menschen, der durch seine Musik Emotionen in Filme bringt. Bislang war noch…Continue Reading
Das richtige Dirndl macht jede Frau schöner! Text: Nora Kammerl I Fotos: Richard Kienberger Dass ihr Vintage-Dirndl-Laden FranzXaver heißen würde, war Patricia Reichensdörfer sofort klar. Es handelt sich um den Vornamen ihres schon früh verstorbenen Vaters. „Mein Papa war einfach die bayerischste Person, die ich kenne!“ Franz-Xaver Kraus war Metzger, bevor er umsattelte und in Pfaffenhofen eine Fahrschule eröffnete. Die alten Gewohnheiten behielt er allerdings auch als Fahrlehrer bei: „Bei uns kam sogar in die Nudelsuppe Gelbwurst“, erinnert sich Patricia amüsiert. „Der Papa war immer sehr lustig und gemütlich.“ Im Kraus’schen Elternhaus ging es traditionell zu. Die Familie wohnte in einem nach altem Vorbild ausgestatteten Bauernhaus. „Als Kind fand ich das alte Graffel furchtbar. Ich wollte immer wie meine Freunde in einem ganz normalen, modernen Haus wohnen.“ Auch mit der traditionellen Tracht konnte sie als Jugendliche nicht viel anfangen, obwohl ihre Mutter eine Sammlung von besonders schönen Stücken im Schrank…Continue Reading