In Bewegung bleiben Text und Fotos: Richard Kienberger Ein stylisher Showroom, hochglanzpolierte Fahrzeuge im Wert von einigen Hunderttausend Euro, perfekt gesetztes Licht und freundliches Personal, das sich mit gedämpfter Stimme um jede Kundin und jeden Kunden bemüht: Ist in diesem Ambiente die Frage, ob klassische inhabergeführte Autohäuser noch eine Zukunft haben, nicht völlig deplatziert? Gerrit Jan Gerritsen wäre in seinem Job am falschen Platz, würde er die Frage nicht mit einem klaren „Ja, sie haben eine Zukunft!“ beantworten. Warum das so ist, kann der Geschäftsführer der Peter Praunsmändtl GmbH & Co. KG natürlich ausführlich begründen. Dabei stellt sich schnell heraus, dass die eingangs gestellte Frage doch nicht ganz unberechtigt ist. Warum sollten Internetriesen wie Amazon, die vielen Einzelhändlern das Leben schwer machen und damit weitreichende Probleme geschaffen haben – ein häufig genanntes Stichwort wäre die Verödung der Innenstädte – vor Autos haltmachen? Die geballte Marktmacht dieser Konzerne, deren Marktwert ein Vielfaches dessen…Continue Reading
Mit dem Bike zur Arbeit Text und Fotos: Richard Kienberger „Impacts of Commuting Practices on Social Sustainability and Sustainable Mobility.“ So heißt eine Studie mehrerer Autoren, die sich mit dem Themenkreis „Pendeln“ auseinandersetzt. Damit sind keine Uhren oder physikalischen Testanordnungen gemeint, sondern das, was weltweit Milliarden Menschen an jedem (Arbeits-)Tag machen: „pendeln“ von ihrem Wohnort zur Arbeitsstätte und nach getaner Arbeit von dort wieder nach Hause. Nicht nur wegen der englischen Sprache hört sich der Titel der Arbeit komplex an, und vermutlich kann man über das Pendeln dicke Bücher verfassen. Dabei ist die zugrunde liegende Tatsache relativ simpel: Menschen pendeln, weil sie müssen. Natürlich sind damit zum Teil gewaltige Probleme verbunden. Vor allem in den Megacitys und urbanen Ballungsräumen bedeutet Pendeln Stau, übervolle Züge und Nahverkehrsmittel, Verlust an Lebensqualität und Lebenszeit. Damit einher gehen ein hohes Maß an Umweltbelastung, soziale und städtebauliche Probleme. Die Liste ließe sich noch lange fortschreiben. In den…Continue Reading
Vom täglichen Brot Text und Fotos: Richard Kienberger Um das tägliche Brot beten Christen in einem ihrer wichtigsten Gebete. Nicht um Glück. Oder um Reichtum. Oder um Macht. Es ist eine rudimentäre Bitte, deren Bedeutung wir heute vielleicht kaum mehr verinnerlichen. Mag sein, dass das „Brot“ im Gebet als Synonym für Nahrung überhaupt steht. Aber bis in die Neuzeit war Brot auch bei uns ein Grundnahrungsmittel, was sich nicht zuletzt in der berüchtigten Kombination „Wasser und Brot“ erhalten hat, und entsprechend hoch war der Bedarf. „Bis nach dem Krieg gab es in Hohenwart noch fünf Bäckereien“, weiß Klaus Wiesender, der mit seiner Familie die einzig übrig gebliebene Backstube im Ort betreibt. Dabei wohnten zu dieser Zeit viel weniger Menschen im Markt. Der letzte Kollege, der den Backofen für immer erkalten ließ, war Bäckermeister Heindl, der Onkel des jetzigen Bürgermeisters. Hohenwart bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Wie viele andere Branchen…Continue Reading
Von der Zeit verschüttet Text und Fotos: Richard Kienberger Die unterirdischen Geheimnisse der Franziskanermönche Wenn sich Politiker mit Journalisten unterhalten, lassen sich diese Gespräche üblicherweise grob in drei Schubladen einsortieren. Da gibt es die öffentliche Pressekonferenz, sogenannte Hintergrundgespräche und private Unterhaltungen. Hintergrundgespräche dienen meistens dazu, Hinterfotzigkeiten über Parteifreunde und andere Intimfeinde loszuwerden, ohne dass am nächsten Tag der Name des Einflüsterers in der Zeitung gedruckt oder im Fernsehen erwähnt wird. Privatgespräche – das sagt der Name schon – sollten eigentlich den Kreis der Beteiligten nicht verlassen. Insofern kann der Verfasser dieser Zeilen nur hoffen, dass Hans Prechter gnädig ist und die Indiskretion verzeiht, wenn im Nachfolgenden der Inhalt eines privaten Gesprächs coram publico ausgebreitet wird. Aber die Anekdote, die der ehemalige Pfaffenhofener Bürgermeister ganz privat am Rande einer Vernissage erzählte, ist so amüsant, dass man sie einfach weitererzählen muss. Prechter berichtete davon, wie er vor langer Zeit, getrieben von großer…Continue Reading
Judo Text und Fotos: Richard Kienberger Wie schaut die Zukunft aus? Was wird aus mir werden? Werden wir diese schwierige Zeit eines Tages vergessen haben? Es sind ja die existenziellen Fragen, die sich in den endlos langen Pandemiemonaten immer wieder unbarmherzig in den Vordergrund gedrängt haben. Sicherlich beschäftigen wir uns auch in „normalen“ Zeiten damit, aber solange wir gesund sind und das Vergehen der Zeit einigermaßen so verläuft, wie wir uns das erhoffen, lassen sich diese Fragen bei Bedarf nach kurzem Grübeln wieder beiseite legen. Jetzt, nach mehr als einem Jahr, in dem das Leben Tag für Tag von Lockdowns, Infiziertenzahlen, Inzidenzen, einer gewaltigen medialen Aufgeregtheit und vielen privaten oder öffentlichen Diskussionen geprägt wurde, gelingt das nicht mehr so leicht. Egal ob es beim Sinnieren um den Verlust des Arbeitsplatzes, drohende Insolvenz, die Sorge um abgeriegelte Senioren oder um einen Schulabschluss geht, der zukünftig vielleicht ebenso mit der üblen Nachrede…Continue Reading
Text: Sophia Blank, Sabrina Karmann // Fotos: Richard Kienberger Die gängigen Definitionen eines Kraftortes mögen spirituell anmuten, manchmal esoterisch und oft abstrakt. Entsprechend groß ist die Bandbreite: Manche Menschen verstehen darunter einen bestimmten, fest definierten Ort, der ihnen und vielleicht auch vielen anderen Besuchern ein Gefühl von Stärkung oder Beruhigung gibt. Für andere ist der Kraftort mehr ein individuelles Gefühl, das sich nicht unbedingt an eine bestimmte Stelle bindet – man denke nur an den Sehnsuchtsort „Meer“, das für viele Menschen der beste Ort ist, um sich zu erholen und Kraft zu tanken. Es kann auch sein, dass der Kraftort noch nicht einmal ein Ort ist – vielleicht ist es ja nur ein bestimmter Moment, in dem man zum Beispiel den Sternenhimmel und damit das Universum besonders gut sieht. Quer 19+ besuchte sechs Menschen aus dem Landkreis, um einen Einblick zu bekommen, wie sich der Begriff „Kraftort“ für sie definiert.…Continue Reading
Das schöne schaffen Text: Sabrina Karmann // Fotos: Markus Rist Sie ist Autorin von aktuell 13 Büchern rund ums Malen und Zeichnen, Markenbotschafterin namhafter deutscher Hersteller, sie betreibt einen Einzelhandel für Künstlerbedarf, eine Malschule und arbeitet als freie Malerin. Wenn es jemanden in Pfaffenhofen gibt, der etwas zu Kunst zu sagen hat, dann ist es Anita Hörskens. „Das Wasser, das Plätschern, das Laufenlassen – man muss beim Aquarell ein stückweit die Kontrolle abgeben. Und je mehr man dazu bereit ist, desto besser ist es für das Bild!“ Wenn Anita Hörskens erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass sie nun hier, in ihrem über 100 Quadratmeter großen Atelier sitzt, klingt zum einen nach Schicksal, zum anderen aber auch nach der Verwirklichung von Träumen und harter Arbeit. Bereits der Blick auf das hübsche, dunkelgraue Haus mit den mintfarbenen Fensterläden lässt erahnen, dass hier Schönes geschaffen wird. Und dabei hat „das Schaffen“ mindestens…Continue Reading
Was für eine Lebenslinie:Von Dürnzhausen über Hallbergmoos, Island, Brasilien und Stuttgart zurück in das Vorkriegsdeutschland und das Warschauer Ghetto. Verknotete Fäden, die um die halbe Welt führen, viele der großen Themen des 20. Jahrhunderts berühren und von einer Familie gehalten werden, die schon hundert Jahre, ehe der Begriff en vogue wurde, Patchwork war und sich an ihren Rändern zerfranste. Nach einer Stunde bei Tita Heydecker fragt man sich, ob eigentlich noch nie ein Regisseur bei ihr vorstellig wurde, um die Familiengeschichte dieser schmalen Frau in einer Fernsehserie nachzuerzählen. Stoff gäbe es mehr als genug dafür. Sie erzählt das alles ganz unaufgeregt, bescheiden und hat auch nichts dagegen, wenn sich die vielen Fragen nicht nur um sie und ihre Kunst drehen, sondern auch um ihren Vater Joe J. Heydecker und das, was sie miteinander verbindet. Eine Verbindung, die Mitte der 50er-Jahre beginnt: Da kommt die Künstlerin in Stuttgart auf die Welt.…Continue Reading
Der Kramerbräu: 321 Jahre Stadtgeschichte Ökonomischer, politischer und sozialer Strukturwandel prägt und verändert auch das eigentliche Gesicht einer Stadt – ihre Gebäude. Restaurierungen und Sanierungen alter Bauten tragen nicht nur zur optischen Aufwertung dieses Gesichts bei, sondern fördern mit optimierten oder neu geschaffenen Flächen die Entstehung neuer Anfänge in altehrwürdigen Mauern. In den kommenden Ausgaben begleitet Quer 19+ den Weg eines solchen Gebäudes – von einem denkmalgeschützten Sanierungsprojekt mit Startschwierigkeiten beim Beginn der Arbeiten bis zu einem lebendigen, neu auferstandenen Prestigeobjekt Pfaffenhofens. Möglich ist das wie so häufig nur durch den Ehrgeiz motivierter Bauherren, in diesem Fall von Max Hechinger, der ein traditionsreiches Gebäude zu einer Innenstadt-Perle machen will. In diesem Projekt steckt „das gesammelte Wissen aus vielen Jahrzehnten Berufserfahrung“, wie sein Sohn Max Hechinger jun. erklärt, der durch das große Haus an der Ecke Sonnenstraße und Auenstraße führt. Es dürfte so gut wie jedem Pfaffenhofener schon einmal aufgefallen sein…Continue Reading
Die Letzten ihrer Art Text: Sophia Blank | Fotos: Richard Kienberger Die Welt verändert sich – und mit ihr die Menschen, ihre Lebensweisen und nicht zuletzt auch ihre Arbeitswelt. Während durch das digitale Zeitalter immer mehr neue Berufe geschaffen werden, verschwinden andere nach und nach ganz von der Bildfläche oder sind vom Aussterben bedroht. Einer davon ist der Beruf des Buchbinders. Früher essenziell, um Gedrucktem einen ansprechenden Rahmen zu geben, fristet dieses Handwerk heute nur noch ein Nischendasein. Für Quer 19+ haben wir Martin Petschenka, Buchbinder aus Baar-Ebenhausen, in seiner Werkstatt besucht und ihm bei seiner Arbeit über die Schulter geschaut. Aber beginnen wir von vorne. Nichts ist so stetig wie der Wandel. Das ist kein neues Phänomen und irgendwie sind wir die allmähliche Veränderung ja auch gewohnt. Wenn der sonst eher langsam fortschreitende Wandel aber geballt und ungewohnt schnell Änderungen mit sich bringt, gerät die Welt des Gewohnheitstiers Mensch…Continue Reading